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Die schlafende Revolution Zehn Thesen zur Digitalisierung der Hochschullehre
Im vergangenen Jahrzehnt hat sich unser Kommunikationsverhalten nachhaltig verändert: das Internet fungiert in vielen Alltagssituationen nicht zuletzt dank mobiler Endgeräte als globaler Wissensspeicher. Eine neue Generation von jungen Menschen ist als ‚Digital Natives’ mit der zeitlich und räumlich nahezu uneingeschränkten Verfügbarkeit von Wissen sozialisiert. Soziale Netzwerke spielen dabei eine zentrale Rolle – im täglichen Leben wie beim Lernen: im Internet gespeicherte Informationen werden nicht nur passiv abgerufen, sondern fortlaufend geteilt, kommentiert und weiterentwickelt. Das Internet ist somit zu einem Möglichkeitsraum nahezu uneingeschränkter wechselseitiger Kommunikation, aber auch der Wissenserzeugung, des Wissensaustauschs und damit des informellen Lernens geworden.
Das besonders im US-amerikanischen Bildungssystem zunehmende Angebot von Massive Open Online Courses (MOOCs)1 zeigt, dass diese informellen Lernorte und die sie ermöglichenden Technologien nun auch zunehmend für formale Bildungsprozesse genutzt werden. MOOCs stellen jedoch nur eine besonders prominente Variante digitalisierter Wissensvermittlung und Wissenserzeugung dar. Das CHE hat Potenziale und Konsequenzen der Digitalisierung akademischer Bildung einer umfassenden Analyse und Bewertung unterzogen2. Die folgenden zehn Thesen sind das kondensierte, auf dem „Education Innovation Circle“ am 10. und 11. Oktober in Berlin mit ausgewiesenen Experten diskutierte und hier für den öffentlichen Diskurs aufbereitete Ergebnis dieser Arbeit.